Markha Valley (Ladakh)
2008
Eine abenteuerliche Reise bei der mich der Dalai Lama leider verpasst hat...
Ladakh, auch als „little tibet“ bekannt, soll im Sommer 2008 mein Reiseziel sein. Landschaftlich Tibet und Nepal sehr ähnlich, flohen viele TibeterInnen nach der chinesischen Besetzung in das nördlichste Unionsterritorium Indiens. Die beste Reisezeit für Ladakh ist während der Sommermonate und da mein Studium zu diesem Zeitpunkt keine alternativen Reisemonate zulässt, fiel die Entscheidung nicht schwer. Die Organisation nehme ich selbst in die Hand und auch meine Reisebegleitung ist schnell gefunden. Mein Papa Christian begleitet mich auf dieser fast vierwöchigen Reise.
Rückblickend eine Reise, bei der ich sehr viel Erfahrung sammle und mir bestimmt einige „Fehler“ in der Reiseplanung zukünftig nicht mehr passieren werden. 😉 Aber alles der Reihe nach…
Wir starten unsere Reise in Delhi, der Hauptstadt Indiens. Die ideale Reise-/Trekkingzeit für Ladakh sind die Monate Mai bis September, die Sommermonate die ungeeignetste Zeit für Sightseeing in Delhi ebenfalls. In dieser Zeit herrscht der Monsun und somit regnet es täglich. Die Luftfeuchtigkeit in der Millionenstadt liegt gefühlt bei 100 % und die Temperaturen liegen zwischen 30 und 40 Grad Celsius. Von diversen Reiseführern und Internetforen gewarnt, stellen wir uns dennoch dieser Herausforderung. Dass mein Papa und ich massive „Dauerschwitzer“ sind, sei an dieser Stelle auch kurz erwähnt…
Der Empfehlung eines Lonely Planet Reiseführers vertrauend, buche ich unsere ersten Nächte in einem „Hotel“ im Zentrum von Delhi – air condition inklusive. Die air condition stellt sich als Deckenventilator heraus und ein Fenster suchen wir vergeblich. Klar, dass die restlichen Nachtstunden kein Schlaf zu finden ist, da wir mit Schweiß-wischen beschäftigt sind.
Learning Nr. 1: Buche kein 3-Stern Hotel in Delhi, wenn du gekühlte und erholsame Nächte schätzt!
Neue Herberge (4-Sterne Hotel inkl. "echter" air condition) ist rasch gefunden und so verbringen wir drei Tage in Delhi mit schweißtreibendem Sightseeing. Wir engagieren einen persönlichen Fahrer/Guide - müssen uns dementsprechend nicht allzu viel bewegen - aber der Wechsel zwischen air condition im Auto und Luftfeuchtigkeit draussen, hat es in sich…
Obwohl ich die große Armut bereits aus Kathmandu kenne – so dachte ich zumindest – empfinde ich Delhi in dieser Hinsicht um vieles schlimmer. An ein freies Bewegen, ohne sofort von Kinderhänden verfolgt zu werden, ist leider fast unmöglich. Dieses „verfolgt werden“ ist für mich sehr belastend, da es unmöglich ist, allen Kindern etwas zu geben. Quittiert wird dies dann auch von einem kleinen Jungen, der mich anspuckt, als ich leichtsinnigerweise die Fensterscheibe im Auto an einer Kreuzung offen lasse.
Endlich in Leh, der Hauptstadt Ladakhs angekommen, hat unser Körper aufgrund der Höhe von 3.500 Meter über dem Meeresspiegel schon gut zu arbeiten. Tsering Norboo, der Chef unserer Trekkingagentur holt uns am Flughafen ab. Unsere Lodge – ein bisschen außerhalb von Stadtzentrum – ist schnell bezogen und eine erste Erkundungsrunde durch Leh kann losgehen. Die Tage bis zum Start des 8-tägigen Markha Valley Treks verbringen wir mit einer Kloster-Intensiv-Besichtigungstour. Einerseits um uns zu akklimatisieren und andererseits, um die zahlreichen gut erhaltenen buddhistischen Klöster zu bestaunen.
Eine ausführliche Beschreibung des Treks findest du bei Weltweitwandern unter: https://www.weltweitwandern.at/asien/ladakh/ladakh-markha-valley/
Wie auch in Nepal gibt es in Ladakh bereits viele Trekkingagenturen. Ich kann jene von Tsering Norboo sehr empfehlen: http://skyhightreks.co/
Acht Tage lang werden wir von unserem Guide bestens begleitet und sicher durch die zahlreichen Flussquerungen gelotst. Zwei Köche servieren uns ausgezeichnetes Essen und empfangen uns jeden Tag bereits mit Tee, Keksen und Popcorn am Zeltplatz. Dass unser Zelt mit unserem Reisegepäck bereits fix-fertig auf uns wartet, muss ich an dieser Stelle wohl nicht erwähnen… 😉 Trekking „all inklusive“ at its best!
Wer dem Zauber Nepals nicht widerstehen kann, wird Ladakh ebenfalls ins Herz schließen. Karge Täler, hohe Berge, blitzblauer Himmel und jede Menge freundliche Menschen in den Dörfern und entlang des Weges. Der Buddhismus ist allgegenwärtig und so wandern wir immer wieder an Mani-Mauern vorbei – ausschließlich auf der linken Seite. Rechts daran vorbeizugehen würde böses Unheil bringen. So glaubt man. Die Passhöhen erwarten uns mit hundert bunten Gebetsfahnen, damit der Wind die Gebete in den Himmel tragen kann. So hängen auch wir die bunten Fähnchen auf und freuen uns über den Ausblick und die noch vor uns liegende Wegstrecke.
Zurück in Leh genießen wir den Luxus einer Dusche und lassen die Zeit in Ladakh gemütlich ausklingen. Nicht weit von der Hauptstadt befindet sich der höchste befahrbare Pass der Welt. Noch heute ärgere ich mich darüber, dass wir nicht oben gewesen sind…
Wieder in Delhi gelandet sollte unser Abenteuer erst so richtig losgehen… Ich wollte unbedingt die Exilstadt des Dalai Lamas, Dharamsala im Norden Indiens, besuchen. Bustickets für eine 14-stündige Nachtfahrt hin und retour sind schnell gebucht. Deluxe Bus inklusive air condition natürlich. Dieser würde in Europa schon lange kein Pickerl mehr bekommen und die air condition stellte sich wiederum als kleiner Ventilator pro Sitzplatz heraus. Dank einer nächtlichen Reifenpanne im Nirgendwo, dunklen Gestalten rund um den Bus und einen Fahrer, der die schmalen Bergstraßen Indiens mit Vollgas nimmt, war an Schlaf nicht zu denken. So viele Stoßgebete wie in dieser Nacht ließ ich zuvor noch nie nach oben…
Ich weiß nicht welche romantischen Vorstellungen ich von Dharamsala hatte… vielleicht dass uns der Dalai Lama zum Tee einlädt?!? I don’t know! Seine Heiligkeit findet es nicht einmal der Mühe wert an diesem Tag zuhause zu sein und ich empfinde weder Erleuchtung noch sonst eine spirituelle Energie (oder was auch immer). Große Müdigkeit und die Angst vor der nächtlichen Rückfahrt hingegen begleiten uns während der Besichtigung der Stadt.
Learning Nr. 2: Hände weg von Deluxe Bussen in Indien!
Learning Nr. 3: Endlich verstehe ich, was der Dalai Lama mit der ersten edlen Wahrheit (vier sind es in Summe) im Buddhismus meint: LEIDEN – so gelitten wie in diesen 2 Bus-Nächten habe ich zuvor noch nie!!
Learning Nr. 4: Es reicht ein Buch vom Dalai Lama zu lesen, um im Nahe zu sein!
Völlig k.o., aber lebend (Gott, Buddha & Co. sei Dank) erreichen wir Delhi und starten in unser nächstes Abenteuer, auf das wir rückblickend gerne verzichtet hätten. Vier Tage, zwei Sightseeing-Hotspots, ein waghalsiger Fahrer und kein Schritt ohne der großen Armut Indiens im Rücken. Der Königspalast Taj Mahal und Jaipur sind beeindruckend, keine Frage. Der Besuch derartiger „Weltwunder“ (wenn auch inoffiziell) empfinde ich meist als mühsam und kann mit schönen Bergpfaden und einsamen Passhöhen nicht mithalten. Die nicht geplanten Besuche von Teppichläden und den Vorführungen feinster indischer Ware – unserem Fahrer sei Dank!! – können wir nichts abgewinnen.
Learning Nr. 5: „Must-see“ Bauwerke stehen noch länger… sollten mir in der Pension die Reiseziele ausgehen… 😉
Was würde ich das nächste Mal anders machen?! Definitiv würde ich Sightseeing in Delhi, Agra & Co vom herrlichen Trekking-Erlebnis trennen – zwei Welten, die einfach nicht in einer Reise zusammenpassen!
Reise-Fazit:
- Ladakh ist ein wunderschönes Land, das es zu „erwandern“ gilt!
- Wer nach Tibet will, sollte Ladakh vorziehen – keine Chinesische Unterdrückung und buddhistische Kultur in Reinform!
- Ideale Reisemonate: Mai bis September – also ideal für Familien mit schulpflichtigen Bergfexen!
- Die buddhistische Erleuchtung hol ich mir das nächste Mal zuhause auf der Couch und nicht in Dharamsala!
- Delhi, Agra, Jaipur & Co. – erledigt!